Augenblicksfinderin

Kommentierte Augenblicke

Ich glaube, es ist...
ganz normal, dass man Dinge sehr selektiv erzählt....
diefrogg - 7. Jan, 21:40
Danke, dass Sie uns dieses...
Danke, dass Sie uns dieses Erlebnis nicht vorenthalten...
iGing - 5. Nov, 21:06
...danke für das teilhaben-dürfen...
...danke für das teilhaben-dürfen an deinem erlebten...
fata morgana - 5. Okt, 19:41
solche situationen sind...
solche situationen sind anstrengend und enervierend....
bonanzaMARGOT - 5. Okt, 11:50
Oh, Dankeschön :-)
Oh, Dankeschön :-)
Grünäuglein - 12. Sep, 07:14
da wünsche ich dir dort...
da wünsche ich dir dort einen guten start!
bonanzaMARGOT - 12. Sep, 07:03
Ursprünglich hatte ich...
Ursprünglich hatte ich mal Lehramt studiert, bin dann...
Grünäuglein - 11. Sep, 21:15
was ist das denn für...
was ist das denn für ein traumjob, auf den du wartest?
bonanzaMARGOT - 11. Sep, 17:51

Diskutierte Augenblicke

Oh, Dankeschön :-)
Oh, Dankeschön :-)
Augenblicksgedanken - 12. Sep, 07:14
Ursprünglich hatte ich...
Ursprünglich hatte ich mal Lehramt studiert, bin dann...
Augenblicksgedanken - 11. Sep, 21:15
kann ich ebenfalls nur...
kann ich ebenfalls nur zustimmen - und ich kann mich...
froggblog - 8. Sep, 22:16
Ich nehme mal an, die...
Ich nehme mal an, die Erdbeeren waren nicht angepflanzt,...
Klauswittelsbach - 24. Aug, 11:32
Eindeutig Beet Nr. 01
Das erinnert mehr an Feldblumen, die auf dem Grasstück...
Klauswittelsbach - 23. Aug, 19:32

Montag, 23. September 2013

Du bist doch behindert...

Sonntagnachmittag saß ich im Zug zurück von Grauauge in mein kleines tristes Leben. Ich stieg wahllos in ein Zugabteil ein, die Verabschiedungszeremonie - wenn man es denn als solche bezeichnen könnte - fand bereits am Bahnhofsparkplatz statt. Ich hasse Abschiede, deswegen fallen sie bei mir möglichst kurz und schmerzlos aus, man sieht sich ja doch früher oder später wieder.
Jedenfalls waren alle Doppelplätze bereits belegt, ich setzte mich kommentarlos neben einen schlafenden jungen Herrn, nahm ein abgewetztes, kürzlich im Antiquariat erstandenes Taschenbuch aus meiner Handtasche und begann zu lesen. "Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet" von Anna Gavalda. Eine begnadete Schriftstellerin in meinen Augen. Kaum ein Autor der Neuzeit schafft es, Augenblick dergestalt festzuhalten, wie sie es tut. Schon allein solche ein Titel für eine Sammlung von Erzählungen… Aber was verstehe ich schon davon. Jedenfalls war ich vollkommen vertieft, als die Person neben mir plötzlich unruhig wurde. Das halbe Zugabteil war laut - ständiges Gekicher, Stöhnen und lautes Erzählen - wurde mir in diesem Moment bewusst. Irgendwie schaffte es der jungen Mann neben mir, mich lautstark brüllend in ein Gespräch zu verwickeln. Er hatte - darf man bei der Wortwahl eigentlich so direkt sein? Ich nehme es mir einfach mal heraus - behindert. Der Kopf war leicht deformiert, vielleicht ähnlich wie beim Down-Syndrom, allerdings nicht so stark ausgeprägt. Was beim Sprechen aber deutlich wurde, war seine geistige Behinderung. Er fragte wo ich denn hin wollte. Ich sagte es ihm. Er erzählte mir, wo er hin wollte. Er war mit einer ganzen Gruppe Behinderter unterschiedlichster Arten unterwegs, kam zurück von einem Wochenendausflug aufs Land. Er fragte was ich denn mache. Ich sagte es ihm. Er arbeitete in einer Behindertenwerkstatt. Er formte aus Drähten Büroklammern in bestimmten Formen. Irgendwann legte ich das Buch zur Seite, zum Lesen kam ich ja doch nicht mehr. Ich begann, verstohlen die Leute um mich herum zu beobachten. Viele starrten mich an. Behinderte und Nicht-Behinderte starrten zu mir. Es war mir peinlich. Falsch, der Spinner neben mir, der durch sein Geplärre mit mir die ganze Aufmerksamkeit des Zugabteils auf uns lenkte, der war mir peinlich. Ich schämte mich für ihn.
Als ich mir dieses Gedankenganges bewusst wurde, schämte ich mich immer noch. Doch diesmal für mich.
Hochgepriesen wird sie, die Inklusion. Unsere Universität baut jetzt ein Gebäude, komplett behinderten-gerecht. Denn, wir wollen Behinderte nicht nur integrieren, nein, wir wollen sie inkludieren. Doch wie man das genau macht, dieses Inkludieren, das sagt uns keiner. Das sagt auch keiner dem Lehrer in der Grund-, Haupt-, Realschule oder dem Gymnasium, wenn die Förderschulen Stück für Stück abgeschafft werden. Ich sitze hier wie ein Häufchen Elend im Zugabteil, und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Mit ihm, mit der Situation, mit den Blicken. In meinem näheren Bekanntenkreis gibt es keine Behinderten. Nicht mal jemanden, der einen kennt. Irgendwann zu Schulzeiten habe ich mal gegenüber einer Familie gewohnt, deren Sohn Down-Syndrom hatte. Man hat sich auf der Straße freundlich zugenickt, das war's dann aber auch schon wieder. Ich weiß nichts davon, wie man mit solchen Menschen umgeht. Was nehme ich mir eigentlich heraus, sie als solche Menschen zu bezeichnen? Ich komme mir ungelenk im Gespräch vor. Er sieht aus wie 15, das Alter ist schwer zu schätzen, aber spricht und benimmt sich wie 4. Ich frage ihn nicht.
Irgendwann an der Uni erzählte mal wer davon, dass der Mensch etwa einen 30-50cm um sich herum seinen eigenen Schonraum benötigt. Dieser wird nur von engen Freunden und Familie für längere Zeit unterbrochen. Ansonsten nur durch diverse Begrüßungsrituale oder dergleichen. Auch wenn man sich dieses Raums nicht bewusst ist, wird er stillschweigend von den Personen um einen herum akzeptiert. Er akzeptierte ihn nicht. Er durchbrach ihn pausenlos. Er fasste mich an. Er streichelte mich übers Bein, berührte meine Wange. Es wurde mir zu viel. Wir fuhren gerade am letzten Halt vor meinem Umstieg vorbei, ich verabschiedete mich, ich müsse noch schnell einen Anschlusszug bekommen.
Er lächelte mich an und bedankte sich. Die Fahrt war gar nicht so langweilig mit mir, sonst schlafe er immer. Ich ging Richtung Tür, kurz vor der Treppe schaute ich mich um, ob ich auch nichts vergessen hatte. Er winkte mir zu. Ich winkte zurück und lächelte.

Ich steige aus, gehe zum nächsten Gleis und warte. Mein Zug kommt erst in 20 Minuten. Ich fühle mich ausgelaugt. Und scheiße, um es genauer zu sagen. Das Lächeln ist mir vergangen.

Montag, 9. September 2013

Stillstand

Schreibtisch pünktlich 15Uhr vorletzten Freitag geräumt. Arbeitszeugnis ist gut. Eigentlich sehr gut. Mehrere Bewerbungen in der letzten Woche verfasst. Sogar schon abgeschickt. Termin beim Arbeitsamt. Nein, also Frau Grünäuglein, Sie sind doch eine studierte Kraft.Wir finden etwas für Anständiges für Sie. Furchtbar. Papierkram. Zum Kotzen. Langsam kann ich die Neigung, Termine beim Arbeitsamt nicht wahrzunehmen, nachvollziehen. Muss ich doch tatsächlich Bewerbungsunterlagen (einschl. Bewerbungsanschreiben & Co) mit abgeben. Warum? Damit geschaut werden kann, ob ich tatsächlich Bewerbungen schreiben kann. Sonst komme ich in eine Maßnahme? Ich fühle mich diskriminiert.
Dabei will ich eigentlich nur die Zeit bis Ende diesen Jahres überbrücken. Denn dann beginnt der Job. Ist es verkehrt, seine gesamten Hoffnungen in eine Bewerbung zu legen? Traumberuf. Mieseste Bezahlung für diesen Job überhaupt. Aber deutlich mehr, als ich bisher hatte. Befristet auf anderthalb Jahre. Mal wieder. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, von befristeten Sachen die Finger zu lassen. Aber... *seufz* Es wäre genial. Und die Chancen stehen gar nicht mal so schlecht. Fehlt nur noch ein bisschen Papierkram. In 2 Monaten bekomme ich Antwort. Und bis dahin? Produktionshelferin. am 01. geht's los. Befristet auf 3 Monate - perfekt als Überbrückung bis der Job beginnt. 3-Schicht-System. Mit Wochenendarbeit. Schlafrhythmus-Störung und Schlafmangel vorprogrammiert.
Ich bin aufgeregt wie zu Beginn des Studiums. Keine Ahnung, wo es hingeht und keine Ahnung wann und ob es überhaupt beginnt.

In Gedanken packe ich schon Kisten

Sonntag, 25. August 2013

Aufgeschnappt II

... in einem Zug der deutschen Bahn bezüglich der Anzeige des Druckmechanismus zum Verriegeln der Türen, Gespräch zweier junger Damen...

"Bar... Ne, also Geschwindigkeit kann das nicht sein, wir fahren ja noch - Ne, das ist der Luftdruck von den Reifen"

Samstag, 24. August 2013

Kommunikation heute

Am Freitag 20Uhr war es soweit. Ich saß in unserer Stammkneipe und wartete auf Braunauge und Blauäuglein und noch ein paar andere Freunde. Und wartete und wartete und wartete. Viertel nach acht, ich wurde langsam unruhig, rief Blauäuglein an. "Na, wo steckst du?" - "Die Frage ist wohl eher, wo steckt ihr? Ich sitze hier seit 20 Minuten in der Kneipe und halte den Tisch frei." - "Oh. Hast du die Nachrichten denn gar nicht gelesen?" Langsam wurde ich ungeduldig.
Etwa eine Stunde vor Treff kam irgendjemand auf die Idee, wir könnten doch Billard spielen gehen. Ist ja echt toll, wenn derjenige nicht gleichzeitig auf die glorreiche Idee gekommen wäre, das ganze über eine recht bekannte Online-Plattform laufen zu lassen. Bei solchen Sachen fühle ich mich immer wie im falschen Jahrhundert. Und das obwohl ich die Jüngste in unserer Truppe bin. Warum kann man denn nicht zum Telefon greifen? Nein, falsch, zum Telefon wurde sicherlich gegriffen, immerhin besitzt jeder Zweite ein Smartphone mit Internet-Flat. Warum kann man denn nicht anrufen? Oder von mir aus auch Sms schreiben? Ich weiß, auf besagter Plattform kann man via Gruppen-Nachricht alle auf einmal erreichen, aber... Irgendwie muss man das doch auch ohne hinkriegen. Das Traurige ist, dass das Billard-Café keine zwei Straßen weiter ist. Man hätte sich also genauso gut bei der Kneipe treffen und anschließend gemeinsam hinlaufen können. Es ist nicht einem in den Sinn gekommen, irgendjemand könnte 1h vor Treff eventuell auch nicht nochmal ins Internet gehen um up-to-date zu sein.
Das Billard-Spielen lief im Übrigen so ab. "X, du bist dran" - "..." - "X?" - "Jaja, ich komm gleich, ich muss nur noch kurz was zu Ende tippen.". Oder alternativ auch "Jaja, ich will Y nur noch kurz was [ein Foto, eine Statusmeldung, ...] zeigen". Zum Haare raufen...

Warum muss man in der heutigen Welt ständig erreichbar sein? Ja, auch ich besitze inzwischen ein Smartphone. Einem geschenkten Barsch... und so weiter. Auch ich überlege inzwischen, mir eine Internet-Flat zuzulegen, aber mehr, damit ich die Navigations-Funktion nutzen kann um meinen außerordentlich schlechtem Orientierungssinn in Notfällen auf die Sprünge zu helfen. Aber auch das ist eigentlich Schwachsinn, immerhin bewege ich mich nur selten in solch menschenleere Gebiete, wo ich gar niemanden zum Fragen hätte. Wahrscheinlich fängt es genau damit an. Ich will doch nur und schon ist man in diesem Strudel gefangen.
Reicht es nicht, dass man allein durch den Besitz eines Handy quasi jederzeit für jedermann telefonisch und per Sms erreichbar ist? Muss man unbedingt auch noch aller 5Minuten Mails, besagte Internet-Plattform und diverse Kommunikations-Apps checken? Muss man sich, anstatt gemütlich Billard zu spielen und sich verbal zu unterhalten, irgendwelche Dinge zeigen, die man via Smartphone im Internet entdeckt hat? Zieht man inzwischen wirklich 50 lieblos Fotografien des gleichen Motivs einem guten Foto und der dazugehörigen Geschichte vor? Ist man inzwischen wirklich aufgeschmissen, ohne solche Technik? Wie soll man denn so noch jemanden kennen lernen, wenn man immer und überall sein Handy in der Hand und vielleicht dazu auch noch Kopfhörer auf hat. Natürlich, manchmal will man sich auch abschotten und nichts von der Umwelt mitkriegen. Versteh' ich - mach ich auch manchmal. Aber immer? Wie oft habe ich den Satz schon gehört "Man, heute in der Bahn, da saß mir voll der süße Typ gegenüber. Aber nee, wie soll man den denn ansprechen. Und überhaupt, das macht man doch nicht.". Ja, wie soll man den auch ansprechen, wenn beide Kopfhörer aufhaben und der Blick aufs Telefon gebannt ist. Wenn das so weiter geht, sterben wir noch aus.

Manchmal fühle ich mich alt, so furchtbar alt und nicht dazugehörig

Mittwoch, 21. August 2013

Die Tücken der Technik

Der Herr V. präsentierte mir voller Stolz sein neuestes Spielzeug. Er kann auch ganz gut damit umgehen. Sollte er auch, bei seinem Beruf. Ich jedenfalls, betrat mit der Bedienung dieses Tablets vollkommen neues Gebiet als Smartphone-Gegner. Ich kann solchen Spielereien nicht viel abgewinnen, mir ist Papier und Bleistift lieber. Und wenn ich mit Freunden Kontakt halten möchte, rufe ich an. So einfach ist das.
Jedenfalls, ließ er mich einen kurzen Moment unbeobachtet und ich "touchte" drauf los. Irgendwie fand ich den Button fürs Internet und eine Favoriten-Seite öffnete sich. Darunter ein Pornolink mit asiatischen Schulmädchen. Ich war entsetzt und amüsiert zugleich. Zum einen habe selbst ich schon einmal etwas von Pop-ups gehört, zum anderen war allein der Gedanke daran, wie der Herr V. sich auf dem Sofa Pornos welcher Art auch immer anschaut, einfach zu absurd.
Blauäugig, wie ich - trotz meiner Grünäugigkeit - in diesem Moment war, sprach ich ihn natürlich sofort darauf an. Frau M. war - wie sagt man? - not amused. Und zwar ganz und gar nicht. Da aber meine Eltern vor ihrem einzigen Kind niemals streiten würden, bat sie ihn freundlich mit den Worten Kann ich mal kurz mit dir reden? nach draußen in die Küche und sie führten eine leise und sachliche Diskussion. Ob sie in paar Wochen darüber lachen können? Ich mag es zu bezweifeln. Grünäuglein darf jedenfalls nie wieder ans Tablet.

Was ist der Unterschied zwischen einem Mann und einem Jungen? Der Preis des Spielzeus. haha...

Sonntag, 18. August 2013

Hallo, das ist im Übrigen mein Freund

Irgendwie zögere ich diese Zusammenkunft zwischen meinem Partner und meiner Familie immer möglichst lange hinaus. Also nicht nur hinaus, wenn möglich, vermeide ich diese solange als möglich. Wie lange bin ich jetzt mit Grauauge zusammen? Anderthalb Jahre? Ich bin einfach kein Mensch, der sich Jahrestage, Geburtstage &Co merken kann. Selbst mit Namen und Gesichtern habe ich derweilen meine Probleme… Bisher ließ es sich jedenfalls vermeiden, aber gestern dann wurde ich regelrecht gezwungen, ihn zu einer Familienfeier mitzubringen. Ich kann meinem Großvater einfach nichts abschlagen. "Aber Kind, wann bringst du uns denn mal den netten jungen Mann mit?" Jaja… Es ist halt nicht so, dass ich nichts von ihm erzählt hätte. Ich habe Fotos gezeigt, habe von diversen Begebenheiten erzählt und durchs Telefon genuschelte Phrasen wie Schöne Grüße an Grauauge bzw. Grüß deine Eltern von mir wurden auch bereits ausgetauscht.
Trotzdem, ich kann es nicht erklären, irgendetwas in mir weigert sich immer, ein gegenseitiges Abtasten solange wie möglich hinaus zu zögern. Ich weiß noch, als ich damals wegzog und auf die hirnrissige Idee kam, der Welt zu zeigen, dass eine Fernbeziehung funktioniert, meinte Mutti nur "Aber vergiss nicht, andere Mütter haben auch hübsche Söhne". Und das war, bevor die Krise kam. Vielleicht liegt es daran, dass sie auf eine gewisse Art nie den Mann an meiner Seite zu 100 Prozent akzeptieren...
Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass meine Familie schlichtweg verrückt ist. Gibt es eigentlich jemanden, der so etwas nicht von seiner Familie behauptet? Ich liebe meine Familie über alles, aber… Irgendwie gibt es immer ein Aber. Alles und jeder hat ein Aber. XY ist der/die Beste, aber… Deswegen habe ich mich auch dagegen entschieden, bei meinen Eltern zu übernachten. Zu hohe Dosis Familie auf einmal, könnte man sagen. Sage ich. Als ich das letzte Mal (alleine) bei meinen Eltern übers Wochenende war, gab es am Frühstückstisch so ein Theater, ich habe mich gefühlt, als wäre ich 15… Opi ist der einzige Normale. Abgesehen davon, dass er die eine oder andere Geschichte immer wieder erzählt. Aber das darf er. Dafür ist seine Lebensgefährtin umso fürchterlicher spezieller. Sie kann es einfach nicht lassen, spitze Bemerkung gegen andere fallen zu lassen. Der Betroffene sitzt mit am Tisch? Umso besser. Ob ich denn schon einmal etwas von Alterssturheit gehört hätte? Sie übertrifft alles.
Oder vielleicht liegt es einfach nur daran, dass ich manchmal das Gefühl habe, meine Eltern mögen meine Freunde mehr als mich. Es gibt eine kleinere Meinungsverschiedenheit? Grünäuglein solle sich doch mal mehr bremsen. Oder diese ewigen Erzählungen von peinlichen Anekdoten. Die ich hier auf keinen Fall näher erläutern möchte und werde… Aber das nimmt man wohl einfach nur anders war, wenn man selbst betroffen ist. Ich habe wahrscheinlich schon mindestens ebenso viele Geschichten über andere gehört, ohne sie als solche wahrzunehmen.
Vielleicht ist es aber auch diese unabsichtliche, wenn auch ständige Namensvertauschung von Blauauge mit Grauauge. Obwohl ersterer bereits vor über zwei Jahren von der Bildfläche verschwunden ist. Aber das ist wohl meine eigene Schuld, wenn ich ihn solange niemandem vorstelle.
Ich frage mich, ob Grünauge es schon bereut, gleich die volle Dröhnung meiner Familie abbekommen zu haben. Und ob er sich eigentlich darüber im Klaren ist, dass er von jetzt an auf keiner Familienfeier, Weihnachten oder Ähnlichem fehlen darf. Ob er weiß, worauf er sich da eingelassen hat?

Ich versteh gar nicht, warum du uns den jungen Mann so lange vorenthalten hast. Er ist ja sooooo knuffig...

Montag, 5. August 2013

Aufgeschnappt I

...eben im Bus, Gespräch von zwei Jugendlichen...

"Und der Kreisverkehr, ich sag's dir, der war so groß wie ein Viereck."

Wie die Kinder

Nachdem mich die Arbeit letzte Woche mit ungewöhnlicher Heftigkeit wieder in Beschlag genommen hat, verpuffte mein Privatleben wie eine Seifenblase. Manchmal frage ich mich, ob irgendjemand in der Personalabteilung daran denkt, dass ich pünktlich 15Uhr am 30. anfange, meinen Schreibtisch zu räumen um spätestens 16Uhr das Gebäude zu verlassen. Viele Projekte haben erst Mitte September Stichtag, aber gut, mein Problem soll es nicht sein.
Da ich wie schon erwähnt, die Werktage außer 6 Stunden Schlaf und gelegentlicher Nahrungsaufnahme keinerlei Zeit für Aktivitäten außerhalb meiner Wohnung - den Weg von Wohnung zu Arbeit mal ausgeklammert - hatte, entlud sich all dieser geballte Ich-muss-jetzt-unbedingt-raus-und-Spaß-haben-Frust in einem einzigen Wochenende.
Dies fing mit Freitagabend und der Freisprechanlage an. Man mag sich jetzt vielleicht fragen, was man denn Tolles mit einer Freisprechanlage machen kann. Dazu muss gesagt sein, dass Braunauge, Blauäuglein und ich in einem uralten Mietshaus wohnen, in dem die Freisprechanlagen nicht nur mit der Haustür, sondern auch untereinander verknüpft sind. Jedenfalls klingelte es am Abend und eine tiefe rauchige Stimme meldete sich mit den Worten "Bin ich jetzt im 1. EG rechts gelandet?". Höflich wie ich bin antwortete ich "Ja, sind Sie, aber Sie müssen doch wissen, wo Sie klingeln". Daraufhin folgte schallendes Gelächter hinter der Nachbarstür und aus der Freisprechanlage. Braunauge.
Nach einigem Herumprobieren bestätigte sich der anfängliche Verdacht. Die erste Zahl (1,2 oder 3) steht für die horizontale Position der Wohnung (links, mittig, rechts) und die zweite (0,1,2,…,5) für die vertikale Position, also die entsprechende Etage. Da Blauäuglein momentan im Urlaub ist, probierten wir zunächst ihre Wohnung und siehe da ein verräterisches Klingeln schallte durch das Treppenhaus. Der neu eingezogene Inder ganz oben war weniger angetan von unserer Spontanbegrüßung per Freisprechanlage. Nachdem Braunauge einmal quer über die Tasten klimperte landeten wir bei Anna. Leider kennen wir nur keine Anna. Anna jedenfalls hatte gerade Besuch von Daaaaaaaaavid. Zumindest schallte es kurz nach unserem gackernden Anruf dank Annas mächtigen Stimmorgans quer durch das Haus "Daaaaaaaaavid, schau mal aus dem Feeeeeeenster, da machen welche Klingelstreicheeeeeeeee". Ob wir jemals erfahren werden, wo Anna und David wohnen? Später am Abend kam uns nach ein paar Bier der grandiose Gedanke einen Aushang zu machen. Wer weiß, vielleicht haben wir ja neue Freunde gefunden.
Fast den gesamten Samstag verbrachten dann Grauauge und ich in einer Obstplantage. Leider waren wir für Johannisbeeren und Süßkirschen etwas spät dran, wir begnügten uns daher mit Sauerkirschen und Himbeeren. Mangels Leiter balancierte Grauauge mich auf den Schultern und ich tobte mich hoch oben in den Lüften zwischen den Kirschen aus, während Grauauge den Kirschbaum vor lauter Ästen nicht sah. Kurzum, die Ausbeute war trotz allem so mager, dass es unerklärlich war, wie so wenig Kirschen für so viele Flecken verantwortlich sein können. Dafür hielten wir uns umso länger im Himbeerfeld auf. Reihen 23 bis 28 luden zum Tanz. Wir platzierten uns strategisch günstig zwischen Reihe 26 und 27 und arbeiteten uns akribisch auf beiden Seiten vor. Dabei förderten wir richtige Prachtstücke zu Tage, die zum Verzehr fast zu schön waren. Währenddessen wanderte die Sonne ein gutes Stück und mein Dekolleté nahm allmählich eine ähnliche Färbung wie die der Himbeeren an. Insgesamt ergatterten wir stolze 3kg Beeren für knapp 15€. Nebenbei erhielt man gratis dazu viele Stunden Spaß im Gras, angestrengtes Bücken, Fluchen bzw. von mir bevorzugtem kreischenden Wegrennen wenn mal wieder knapp neben eine Wespe gegriffen hat und etwa 1kg Himbeeren für lau im Magen.
Am Sonntag wurde dann die Bäckerei in der hauseigenen Küche eröffnet. Maulwurfskuchen mit Kirschen, Torte mit Himbeeren, Muffins undundund. Angesichts der beachtlichen Kalorienanzahl der süßen Gebäcke werde ich wohl die Woche über hungern müssen.
Der Abschied von Grauauge fiel mir schwerer als sonst. Und im Wohnzimmer türmen sich noch die Flaschen. Ich müsste dringend sauber machen. Aber manchmal tut es einfach gut, das innere Kind raus zu lassen. Und überhaupt? Wer bestimmt schon ab wann oder ob man zu alt für etwas ist?

Und immer noch starren mich hunderte von Himbeeren an. Verstehst du? Sie starren mich an.

Freitag, 26. Juli 2013

Regentage - oder wie ich das Leben meines Exfreundes zerstöre.

An Regentagen wie heute überkommt mich eine seltsame Art Melancholie. Obwohl ich glücklich bin. Sein sollte. Bin. Aber es auch mal war. Egal wie eine Beziehung endet, es gab auch schöne Momente, sage ich. Und im gleichen Atemzug denke ich, was'n Bullshit. Denn wenn ich hier allein auf dem Sofa sitze, und den Regen an meinem Fenster herunter laufen sehe, brodelt es nur in mir. Ich sehe Tropfen auf Blätter aufschlagen, sehe wie die Blätter nach unten gedrückt und im gleichen Moment wieder nach oben geschleudert werden. Irgendwann sieht man aufgrund der durchdringenden Regenwand nichts mehr von alldem. Die grünen Augen im Fenster erinnern mich an etwas. Ich gehe nach unten, sperre die Tür auf und gehe zu den Fahrradständern. Tatsächlich, Babuschka sitzt in der Ecke. Wenn ich sie jetzt nicht mit rein nehme, habe ich niemanden, der mir heute Abend unten im Foyer Gesellschaft leistet. Dämliche Katze. Sie ist eitel, durch Pfützen laufen geht gar nicht. Um Pfützen herum? Um Gottes Willen, das hieße ja, Mademoiselle müsste Umwege in Kauf nehmen. Auch sie werde ich Ende des Jahres hier zurücklassen müssen. Dabei haben wir uns erst vor zwei Jahren kennen gelernt. Oder besser gesagt sie lief mir nachts vor die Füße und ich trat sie weg. Das abendliche Schälchen hochgradig verdünnter Milch ließ sie die Schmach vergessen. Und irgendwie entwickelte sich die Freundschaft Zweckgemeinschaft wie von selbst. Sie leistet mir Gesellschaft, ich versorge sie mit allerlei Leckerbissen. Wahrscheinlich macht sie das an jedem Haus, aber so ist das nun mal in solchen Beziehungen.
Und währenddessen kann ich nur daran denken, wie sehr es mich befriedigen würde, endlich einen Schlussstrich zu ziehen und nicht mehr mit Braunauge wegen diesem beschissenen Geld telefonieren zu müssen. Wie ich seiner Freundin stecke, dass er mir trotz ihrer glücklichen Beziehung noch Liebesschwüre geschickt hat, dass ihm alles Leid tut und er mich zurück haben will, weil keine so ist wie ich. Wie ich ihm all die Dinge, die im letzten Telefonat gefallen sind, dreifach zurück gebe und mit minimalsten Aufwand in Form eines einzigen Klicks größtmöglichsten Schaden erziele. Es wäre so einfach.
Und doch mache ich es nicht. Allein der Gedanke daran ekelt mich zu sehr. An Regentagen wie heute ekel ich mich vor mir selber. Das ist nicht die Grünäuglein, die ich besonders mag.
Inzwischen bin ich bis auf die Haut durchnässt. Babuschka ist das egal. Hauptsache, sie muss durch keine Pfütze. Ich geh mich dann mal umziehen und ein Schälchen Milch holen.

Ich will nicht wissen, wie der Nachgeschmack ist.

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